In der deutschen Pferdezucht wird investiert! Für den Spitzenpreis von 710.000 Euro wechselte der Dressursiegerhengst v. Boston der westfälischen Körung auf den Klosterhof Medingen in der Lüneburger Heide. Gemeinsam mit dem Gestüt Fohlenhof erwarb Klosterhof-Chef Burkhard Wahler den Hengst. Bei den Springhengsten stand ein Sohn des Castelan II an der Spitze, den ein Schweizer Kunde für 180.00 Euro ersteigerte. Viele Springhengste zeigten über den Stangen deutliche Anzeichen von Manipulationen. Einige dieser Hengste wurden konsequenterweise nicht gekört.
An zweiter Stelle im Dressurlot rangierte ein großliniger Fuchs v. Vitalis-Dancier (Z.: Edeltraud Hähn, Bergneustadt) mit rheinischem Brandzeichen. Auch wenn das Rheinland nach seinem Kuschel-, der zum Wackelkurs wurde mit dem hannoverschen Verband, mittlerweile nicht mehr in Handorf kört und Zuchtleiter Martin Spoo auf der Tribüne saß, sind Rheinländer noch zur Körung zugelassen. Zum Glück für die westfälische Haushaltsführung! Denn der Fuchs, der mit drei guten Grundgangarten und Höhepunkten in der elastischen Trabtour, viele Bewunderer hatte, gelangte für 270.000 Euro nach Österreich. Olympiasiegerin Elisabeth, „Sissy“, Max-Theurer ersteigerte den Reservesieger, der mit großer Schulter und einer wunderbaren Halsung seine Runden zog. In jeder Phase locker und sich mit viel Grundschwung und immer im Takt präsentierend war er der beste der sechs Söhne des Niederländers Vitalis v. Krack C, der einige Jahre im Landgestüt Warendorf stationiert war und nun in den USA beheimatet ist. Vier Vitalis-Söhne wurden gekört. Einer von ihnen ein Brauner, der vom Fundament das ist, was man einen „Erhalter-Typ“ nennt, also ein Hengst, bei dessen Nachkommen keine Angst haben muss, dass ihre Röhrbeine zu dünn ausfallen, wurde prämiert. Der aus einer Levados-Florestan-Mutter stammende Hengst (Z.: Josef Platte, Attendorn) hatte viele Freunde bei seinem Auftritt an der Longe, der zweiten Besichtigung im westfälischen Körablauf, gefunden. Bei ihm fiel der Hammer von Auktionator Bernd Richter bei 420.000 Euro, ein Schweizer Käufer erhielt den Zuschlag. Ein deutlich eleganter ausgefallener Vitalis-Fürst Heinrich-Fuch wurde für 155.000 Euro an die Hengststation Holkenbrink und Andreas Busacker, den Ehemann von Olympiasiegerin Ingrid Klimke verkauft.
Bester der mit Spannung erwarteten Söhne aus dem ersten Jahrgang des Bundeschampions Franziskus war ein aus einer Cornet Fever-Stute bei Hengsthalter Wilhelm Holkenbrink gezogener schmucker Brauner, der im Schweizer Besitz und damit nicht zum Verkauf stand. Ein weiterer Franziskus-Sohn wurde gekört. Das Prämienlot der dressurbetonten Hengste wurde komplettiert durch Söhne des Niederländers Apache (der im Landgestüt Warendorf decken wird), des Trakehners Millenium (von dem drei Söhnedie Zuchtzulassung erhielten), Rock Forever (ein Brauner aus dem direkten Mutterstamm des Franziskus, was sich auch in der Machart und der Bewegungsmechanik widerspiegelte), des Bundeschampions Sir Heinrich (ein geschmeidiger Rappe, der auch im Landgestüt debütieren wird) und ein mit viel Trab aber kaum Schritt ausgestatteter Sorento-Sohn, der unter dem Namen Sonnentanz auf der Deckstation Beerbaum in Hörstel wirken wird. Mit fünf gekörten Hengsten war die niederländische Hengstlinie des Krack C am häufigsten vertreten, gefolgt von vier Florestan-Nachfahren und drei Hengsten, die sich auf den Niederländer Jazz zurückverfolgen lassen.
Springhengste: „Die haben wohl Vogelfutter gefressen …“
Das 30-köpfige Springlot umfasste ein breites Abstammungsspektrum und gleich der zweite Hengst in der Freispringgasse, ein kugelrund springender typvoller Brauner (Z. Dr. Lutz Ahlswede. Münster) v. Arpeggio-Cornet Obolensky, wurde zum Reservesieger ausgerufen. Er gehörte Heinrich Ramsbrock, Menslage. Der Name des Pferdehändlers stellte mit Abstand die meisten Hengste bei dieser Körung aus. Auf anderen Körplätzen, auf denen Ramsbrock sonst auch mit vielen Junghengsten vertreten war, hatte er sich rarer gemacht. Ihm gehörten allein sechs der sieben Söhne des Cornet Obolensky, die sich um die Zuchtzulassung bewarben. Sie zeichneten sich vor allem durch eines aus: durch überdurchschnittlich hohen Respekt vor den Stangen. Mit anderen Worten: Sie sprangen schon bei kleinsten Sprüngen mit Gewaltsätzen verkrampft über die Stangen oder drehten auch schon mal innerhalb der Sprungreihe um. Bei einem der letzten Hengste, die dieses Verhalten an den Tag legten, reagierte dann die Körkommission auf das Getuschel in der Halle und schickte den Hengst recht frühzeitig mit einem „Dankeschön“ zurück in den Stall. Gekört wurden aber trotzdem vier der Söhne des international erfolgreichen Schimmelhengstes, einer, aus einer Iberio-Mutter wurde prämiert und für 150.000 Euro fiel der Hammer im Auktionsrund und die Schweiz wurde als Käufer genannt.
Siegerhengst wurde ein in der Ukraine gezogener Brauner v. Castelan II-Cornet Obolensky. Der recht kompakte Hengst sprang in jeder Phase vorsichtig, sehr gut basculierend und machte „hinten sehr gut auf“, sprang also durch den ganzen Körper. Dabei steigerte er sich von Sprung zu Sprung. Er wurde auf der Auktion für 180.000 Euro nach Niedersachsen verkauft.
Der an dritter Stelle rangierte Springhengst stammte aus der Zucht von Jan Sprehe, Cloppenburg, und zeigte ebenfalls alles, was ein Springpferd richtig machen soll: Schnell vom Boden, wieselflink im Vorderbein – das Ganze mit viel Übersicht. Der Stakkato Gold-Sohn stammt aus einer Cornet Obolensky-Fläming xx-Stute, die vor zwei Jahren bereits aus der Anpaarung mit Coupe de Coeur den Springsieger in Münster-Handorf gestellt hatte. Der Schimmel kostete 170.000 Euro und steht zukünftig in Belgien. Der fünfte prämierte Springhengst war ein hochinteressant gezogener Brauner v. United Touch-Lux, der sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits die legendäre Classic Touch in der Abstammung notiert hatte. Dieser Hengst, der noch wohltuend jugendlich wirkte, wie ein Zweieinhalbjähriger eben, sprang souverän, zeigte Vermögen und Klasse am Sprung. Er wird auf der Station Schult sein Zuchtdebüt geben. 16 Springhengste wurden insgesamt gekört. Für viele unterwartet: Allen drei Söhnen des Comme il faut, dem unter Marcus Ehning so erfolgreichen Cornet Obolensky-Sohn der legendären Ratina Z v. Ramiro, wurde kein OK zum Decken ausgesprochen, was aber nur zum Teil an deren Qualitäten als Springpferd lag. Neben Gebäudemängeln musste hinter der Vorbereitung der Hengste ein Fragezeichen stehen. Die Hengste waren sehr vorsichtig, hielten sich dabei allerdings deutlich fest: Der erste sprang gar lieber durch die Fänge oder drehte in der Sprungreihe um, anstatt den Oxer anzuvisieren.